Absurde Zusendungen: Die Partei

„Oh, endlich mal was lustiges mit Bildchen,“ dachte ich beim Öffnen der folgenden E-Mail:

Sehr geehrter Herr Gärtner

Folgendes Wahlplakat habe ich hinter der Ortsausfahrt <Entenhausen> in Richtung <Gansbach>, <Blumenstr. 313>, kurz vor der Araltankstelle auf der linken Seite entdeckt.

<offensichtlich Koordination, wo das Bild aufgenommen wurde>

Ich möchte das nicht werten. Ich würde es aber unter lupenreiner Volksverhetzung ein ordnen. Ich fange mich hier an zu ekeln. Aufruf zum Mord.

Falls Sie das Bild verwenden wollen können Sie das gerne tun aber  verwenden Sie bitte nicht meinen Namen.

Beste Grüße

<Patient Nr. 124>

PS: Diese Info habe ich auch die Redaktion der JF geschickt.

An dieser E-Mail hingen gleich zwei Fotos an, die ich hier teilen möchte:

Meine Antwort verführte mich leider zu einem Erziehungsauftrag, um verpasste oder vergessene Schulbildung nachzuholen:

Hallo <Patient Nr. 124>,

also ich muss ja mal ganz ehrlich sagen, dass mir einige Ihrer Verschwörungstheorienfreunde häufiger mal sagen, ich solle mich doch mal locker machen und nicht alles so Ernst nehmen und so. Deswegen kann ich die Routekutsche an dieser Stelle einfach nicht auslassen. Auch wenn es ein wenig „Wenn man Witze erklären muss, sind sie nicht mehr witzig“ ist, schätze ich Sie so ein, dass Ihnen der Witz nicht sofort zugänglich ist. Zum einen folgen Sie ja meinem Namenskollegen, zum anderen zeigen Sie sich als „zur eigenen Recherche unfähig“, indem Sie mich angeschrieben haben, aber offensichtlich meinen Namenskollegen erreichen wollten.

Die Partei ist ursprünglich mal als eine Spasspartei an den Start gegangen. Mit dem als Kontext kann man den Satz „Nazis töten.“ hier auch doppeldeutig verstehen. Zum einen in dem Sinne, den Sie offenbar aufgefasst haben, nämlich als Aufforderung, Nazis zu töten. In dieser imperativen Form wird häufig auch ein Ausrufezeichen am Satzende verwendet, um der imperativen Natur der Intention des Satzes Gewicht zu verschaffen. Für mich offensichtlich ist das hier nicht der Fall. Vielleicht ist dann ja eine ganz andere Bedeutung gemeint. Mal überlegen, was uns dazu einfällt.

Eine andere Bedeutung ind er deutschen Sprache ist, falls Sie sich noch an die sprachlichen Grundlagen aus der Grundschule erinnern sollten. Falls Sie irgendwann mal dahin kommen, kann ich Ihnen aber vergewissern, dass diese Grundlagen auch in der weiterführenden Schule im Deutschunterricht der Klassen 5 und 6 noch mal aufgegriffen werden. Im Deutschen besteht ein normaler Hauptsatz mindestens aus <Subjekt> <Prädikat>, also einem Akteur und einer Tun-Wort. Subjekte, Akteure werden in der Regel groß geschrieben. In diesem Satz ist das einzige Wort das Wort „Nazis“, das groß geschrieben wird. Also die Nazis sind also die Akteure in dieser Interpretation des Satzes. Das Prädikat ist eine Tätigkeit, ein Tun-Wort. Da die Wahl doch sehr eng hier wird bei nur zwei vorhandenen Worten, machen wir die Diskussion doch kurz und nehmen einfach mal an, „töten“ ist hier das Tun-Wort. Damit ergibt sich die Aussage, dass Nazis töten. Wen oder was? Oh, da wird’s jetzt aber kompliziert und wir befinden uns schon auf Oberstufenniveau, also offensichtlich nichts für Sie. Lassen wir die Diskussion also gleich mal direkt sein.

Zusammenfassend: Die zwei Worte „Nazis töten.“ können imperativer Natur sein, oder die Aussage, dass Nazis eben andere Lebewesen töten. Auf Grund des fehlenden Ausrufezeichens und der satirischen Natur des Autors kann hier von der zweiteren Bedeutung ausgegangen werden.

Bleibt für mich nur noch eine abschließende Frage: Was sagt es über Sie aus, dass diese offensichtliche Doppeldeutigkeit erstmal in den falschen Hals bekommen?

Viele Grüße

Markus Gärtner

(hat mehr Haare als der Typ auf YouTube)

P.S.: Für das Wahlplakat über dem der Die Partei empfehle ich Verschönerungsideen aus dem Hause Marc-Uwe-Kling.

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