Absurde Zusendungen: Anfrage, Bitte und Anregung

Seit einiger Zeit bekomme ich ungewollte Post, Mail und Anrufe von Fans eines Namenskollegen von mir. Immer wieder mache ich dabei die gleichen Beobachtungen, wenn ich mich zu einer Antwort durchringe. Die E-Mail von heute hätte ich fast einfach unbeantwortet gelassen, aber dann dachte ich mir, wenn der nette Herr schon so leserlich schreibt und auch noch seine Titel erwähnen muss, dann kann ich nicht widerstehen. Zumal er für sein Geld vermutlich auch noch einen Service bekommen sollte.

Diese E-Mail erhielt ich heute und dachte mir erst nicht viel dabei, außer vermutlich dass die Schriftgröße ein wenig ungewöhnlich gewählt war:

Sehr geehrter Herr Gärtner,

sehr geehrte Damen und Herren,

seit September dieses Jahres 2021 bin ich Abonnent Ihres Magazins POLITIK SPEZIAL (zum Förderpreis von 99,00€) und hoffe, damit Ihre verdienstvolle Arbeit zu unterstützen.

Durch ein Missgeschick wurden sämtliche Ihrer Zusendungen (seit Sept. -einschließlich des Politik-Magazins vom 1. Okt. 2021) gelöscht. Ich ersuche Sie höflich, mir Ihre Sendungen nochmals zuzusenden. – Besten Dank!

Meine Anregung und Anfrage: Wäre es Ihnen möglich, Ihr Magazin von Ihnen bereits gedruckt zu erhalten?! (Mein Drucker arbeitet sehr unzuverlässig.)

Mit Dank und freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Patient Nr. 131

Nachdem ich sah, dass mich ein Prof. Dr. angeschrieben hat, konnte ich mich nicht länger erwehren, meinem persönlichen Lehrauftrag auch für höher gestellte Köpfe einmal nachzukommen. Außerdem nahm ich Anregung an der E-Mail-Formatierung und antwortete in Comic Sans in maximaler Schriftgröße. Die Formatierung bekomme ich leider auf meinem Blog nicht nachgestellt, aber meine Leser haben sicherlich ein wenig Imagination:

Hallo Patient Prof. Dr. Nr. 131,

ich habe mir mal die Freiheit genommen, mein Textbild an Ihres anzupassen, damit Sie sich wie zu Hause fühlen können.

Als ich Ihre E-Mail geöffnet habe, dachte ich erst, oh, das klingt ja erstmal ganz normal, da kann ich ja gar nichts lustiges daraus machen. Aber dann haben Sie sich ja Gott sei Dank dafür entschieden, Ihren ganzen Titel unter Ihre E-Mail zu packen. 

Und ich muss ehrlich sagen: Ich bin schockiert.
Schockiert darüber, dass offensichtlich ein abgeschlossenes Doktor-Studium und eine anschließende Professur Ihnen nicht dabei geholfen hat, dass Sie vernünftig formatierte E-Mails schreiben können, sondern stattdessen alles in GROßBUCHSTABEN einer Fontgröße, wie ich sie mir auf so manchen Folien-Sätzen auf Konferenzen wünschen würde, statt alle Abhandlungen in Fontgröße 8 betrachten zu müssen.
Aber deswegen war ich nicht wirklich so sehr schockiert, wie über die Tatsache, dass Sie offensichtlich von Ihrer Zeit an der Universität nicht mitgenommen haben, wie man Sachverhalte im Internet selber recherchieren kann. Um meinem persönlichen Lehrauftrag nachzukommen, erlauben Sie mir deshalb einfach folgende Hinweise.

Die Buchstaben und Zeichen in einer E-Mail-Adresse hinter dem lustigen @-Zeichen sind in vielen Fällen auch eine Internetseite. Diese Seite können Sie in das Programm eingeben, von dem Sie ansonsten verschwurbelte Videos konsumieren. Die meisten Webseiten heutzutage müssen ein Impressum führen, manche Webseiten zeigen aber auch lustige Fotos von den Urhebern der Inhalte, die Sie da so finden können.

Ich weiß, das ist jetzt alles kompliziert und vor allem, so abstrakt. Deswegen gehen wir vielleicht noch ein Beispiel durch.

Sie haben an die E-Mail-Adresse ‚mgaertne@mgaertne.de‘ geschrieben. Die lustigen Zeichen hinter dem @-Zeichen von dieser E-Mail-Adresse nehmen wir vor dem Abschicken – oder besser vor dem Schreiben einer Mail jetzt mal, öffnen das Programm mit dem Namen „Internet Explorer“ und geben diese in das kleine Textfeld oben ein. Um es ganz deutlich zu machen, das sind die Zeichen: „mgaertne.de“.

Nach einer kurzen Ladezeit, sehen wir da eine Internetseite, oh, und auch den Text „Impressum“, auf den wir mit der Maus klicken können. Aber darauf möchte ich ja gar nicht hinaus. Da findet sich nämlich auch noch der Text „Vielen Dank für Ihre Zusendung“. Und wenn Sie da drauf klicken, dann sehen Sie, warum Sie Patient Nr. 131 sind: https://www.mgaertne.de/2020/06/vielen-dank-fuer-ihren-beitrag/

Aber da ich mittlerweile ein wenig Erfahrung habe, scrollen wir auf der Eingangsseite noch ein wenig weiter hinunter. Das geht mit den Tasten auf Ihrer Tastatur mit einem Pfeil nach unten drauf, auf denen auch „Bild“ steht. Und nein, das steht nicht für die vermutlich von Ihnen beliebte Bildzeitung oder dass man die „downvoten“ möchte. Sie können aber auch Ihr Mausrad betätigen, falls Sie doch noch Zweifel haben, dass Sie die Bildzeitung mit dieser Taste abwählen würden.

Naja, zumindest findet sich etwas weiter noch ein Link, den ich neuerdings immer häufiger für die Realitäts-resistenten anderen Patienten bereitstellen musste: https://www.mgaertne.de/2021/05/eine-sehr-direkte-antwort/ Da sollten Sie am besten auch mal drauf klicken und den durchlesen. Eine sehr einschlägige Veröffentlichung, wie ich finde.
Ich hoffe, ich habe Ihnen ein wenig Grundlagen zur eigenen Recherche im Internet beibringen können, so dass Sie sich bald auch Prof. Prof. Dr. Dr. Verschwurbelt nennen können.

In diesem Sinne, tschüssi.

Viele Grüße

Markus Gärtner

(nicht der verschwurbelte Glatzkopf, dem Sie auch noch Geld in den Rachen werfen für seine Theorien, die er mit „ich habe Nachforschungen gemacht“ als belegt ansieht)

Ich hoffe, mit diesem Beitrag konnte ich jemanden besonders schlaues noch ein wenig schlauer machen jetzt.

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