Absurde Zusendungen: Pathologen Konferenz

Ich bekomme ja immer wieder absurde Zusendungen, die ich versuche in #witziger-Manier zu beantworten. Auszüge meiner Korrespondenz veröffentliche ich hier hin und wieder auch mal. Vor ein paar Wochen erhielt ich allerdings auch eine Zusendung mit dem Titel „Pathologen Konferenz“, die ich hier einmal ein wenig ernster behandeln möchte – und insbesondere auch darlegen, was ich für eigene Nachforschungen vorgenommen haben und vielleicht den einen oder anderen Gedanken rund um die ganze ungewollte Fanpost hier mal transparent machen möchte.

Kern der E-Mail war ein Link auf eine Webseite, auf der anfangs noch ein Video auf YouTube veröffentlich war. Im Text drumherum war auch zu lesen, worum es in dem Video gehen würde. Ein Pathologie-Team aus Reutlingen hat vor der Kamera Gewebeanalysen von acht Patienten, die nach einer Corona-Impfung gestorben sind, vorgenommen. Die entsprechende Webseite verlinke ich hier aus offensichtlichen und später in diesem Blogeintrag dargelegten Gründen nicht.

Da ich an dem fraglichen Tag meiner eigentlichen Arbeit nachgegangen bin, hatte ich erst abends Zeit, mich dem Thema ernsthafter widmen zu können. Zu diesem Zeitpunkt hatte YouTube das entsprechende Video bereits von ihrer eigenen Webseite wegen Verbreitung von Falschinformationen entfernt. Natürlich haben die Verursacher mittlerweile das Video auf einer anderen Platform wieder bereitsgestellt bekommen. Die textuellen Informationen zu dem Fall waren aber auf der Urheber-Webseite noch vorzufinden – inklusive Prof. Dr. Arne Burkhardt, Prof. Dr. Walter Lang, beide Pathologen, sowie dem Elektrotechnik-Professor Prof. Dr. Werner Bergholz, der wohl auch mal bei Siemens tätig war.

Die drei Herren hatten am Montag Abend kurzfristig diese Pressekonferenz mit der Gewebeuntersuchung angekündigt und stellten ihre Ergebnisse vor. Da ich selber weder medizinisch ausgebildet bin, noch das Video gesehen habe, habe ich versucht, mir eine Meinung über die Glaubwürdigkeit der Informationen im Nachhinein zu machen.

Als erstes habe ich nach Nachrichtenbeiträgen gesucht, die diese Pathologen-Konferenz irgendwie aufgegriffen haben. Dabei stieß ich auf allerlei Webseiten, die mir suspekt vorkamen. Die meisten davon befanden sich außerdem in Österreich.

Auf einer dieser Beitragsseiten wurden offensichtlich Bilder aus dem Original-Video mit den drei Herren gezeigt. Das ganze schien in einer Lokalität stattzufinden, die für mich wenig Vertrauen erweckte. Ein weiter, steriler Raum, in denen sich erstaunlich wenige Personen befanden und in dessen Mitte so ein Professoren-Tisch mit den drei Herren stand. Alles, was ich visuell sehen konnte, ließ mein Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der Informationen nicht steigen.

Aber ich forschte weiter nach dem „pathologischen Institut in Reutlingen“. Es existierte keine Kontaktadresse im Internet. Als ich nach den drei Herren suchte, fand ich ebenfalls erstaunlich wenig zu ihrem Werdegang. Auf der Webseite der Bundesärzte-Kammer war außerdem keiner der drei Herren aufgelistet als Pathologe. In Reutlingen fand ich lediglich ein anderes pathologisches Institut. Nach einem kurzen Telefonat mit diesem anderen pathologischen Institut, kannten Sie zwar den Fall oder den „Kollegen“, wollten aber mit ihm nichts zu tun haben.

Da das „pathologische Institut in Reutlingen“ nirgendwo in einem Verzeichnis im Internet zu finden war, entschloss ich mich, einmal selber einen Blick auf das Gebäude von außen werfen zu wollen. Auf Google Maps Streetview schlug ich die Adresse von der Webseite nach. Die genaue Adresse konnte Google Maps da nur bruchteilhaft zeigen. Von außen sah man ein Backsteingebäude, auch von außen ziemlich steril wirkend ohnd viele Fenster. Das passte etwas in mein Bild, wie so eine Pathologie von außen aussehen könnte. Viel Glaubwürdigkeit hat das immer noch nicht für mich ausgelöst.

Als nächstes habe ich versucht herauszufinden, wem die entsprechende Webseite gehört. Die DENIC war da nicht sehr auskunftsfreudig, aber über einen anderen DNS-Auskunftsdienst konnte ich ein paar Informationen herausfinden. Kontaktdaten waren nicht genannt, nur eine Hosting-Firma zusammen mit Informationen, dass die Webseite offensichtlich irgendwo in einer Cloud liegt.

Daraufhin habe ich versucht, die ARD zu erreichen, – auch um mal Nachforschungen zu meinem Namenskollegen zu machen, der von sich behauptet, für die ARD in aller Welt unterwegs gewesen zu sein. Da ich bisher noch keine Antwort vom Office von Congresswoman Liz Chenney auf eine ähnliche Anfrage erhalten habe, dachte ich mir, dann gucke ich erstmal lokal weiter. Das gelang mir auch und ich sprach mit einer Dame vom SWR.

Sie sagte mir, dass sie eine ähnliche Mail mit hinweis auf diese Pathologen-Konferenz auch an dem Dienstag bekommen habe, irgendwann am Nachmittag, 13-14 Uhr oder sowas. Ich guckte einmal auf das Datum in meinem Postfach, 8 Uhr irgendwas am Morgen. Interessant. Die Dame beim SWR sagte mir auch, dass sie nach kurzen Nachforschungen die Geschichte als unglaubwürdig befunden und deshalb nicht behandelt hätten. Irgendwie kamen sie anscheinend zum gleichen Schluss wie ich auch.

Jetzt liegt das ganze hier schon ein paar Wochen in meinem Postfach, weil ich immer noch meine Erlebnisse rund um diese Geschichte einmal hier transparent machen möchte. Ich persönlich halte diese neue Taktik der Corona-Impf-Verschwurbler für pervers. Statt den wissenschaftlichen Diskurs unter den verständigen Kollegen zu führen, ist das alles eine klare Kampagne der öffentlichen Meinungsmache. Experten werfen mit Fachbegriffen umher, die die Zielgruppe der Impf-Verweigerer aufnimmt und weiter in ihrer Filterblase steckend nur noch ärgerlicher niemandem mehr trauen. Die Erfahrungen in anderen Ländern indes lehren uns aber auch, dass diese Form von Fehlinformationen weitaus mehr Menschenleben kostet, als der vermeintliche Schaden durch die Impfstoffe. Und das alles ist noch weitaus bevor man sich die Spätfolgen einer COVID-Infektion ansieht und was deren Auswirkungen sind.

Und ehrlich gesagt bin ich schockiert, dass ich die Webseite zu dieser Form von perverser Fehlinformationen noch Wochen nach deren Veröffentlichung im Internet finde. In meinen Augen gehörte diese Form des Spielens mit Menschenleben angezeigt, verurteilt und im Falle der Schuldigsprechung müssen die Verursacher dieser Verbreitung von Fehlinformationen zur allgemeinen Rechenschaft gezogen werden. Die 10.000 Menschen, die sich wegen der Verbreitung derartiger Informationen nicht impfen lassen, haben die Urheber dieser ganzen Verschwurbelei direkt auf dem Gewissen.

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